Text: Büscher, Bilder: Büscher, Schneider
Der Name sagt es schon, beim Mehrkampf muss man mehr kämpfen. In diesem Jahr führte der Weg zur Deutschen Meisterschaft über 7 zu absolvierende Strecken.
Das Qualifikationsprozedere allerdings wie in den Jahren zuvor. Die schnellsten 80 200 Meter Lagen Schwimmer der Altersklasse 11 und 12 dürfen sich auf großer Bühne miteinander messen.
Gleich 9 Sportler aus den Hofheimer Reihen schafften diese Hürde. Allein diese Zahl erfüllte uns schon mit Stolz, hatten wir damit doch die viert meisten Teilnehmer aus über 200 Vereinen.
Diesjähriger Gastgeber war die Stadt Stuttgart, die den Schwimmern ein brandneues Bad präsentieren konnte. Mit 50 und 25 Meter Becken ausgestattet und sogar einer Tribüne für die angereisten Fans, wird es in Zukunft sicher häufiger größere Meisterschaften ausrichten.
Ein so umfangreicher Wettkampf wird über drei Tage ausgetragen. Auftakt ist traditionell das 400 Meter Kraul rennen, dass alle Sportler zu absolvieren haben.
Vor dem ersten Start sind sowohl Trainer als auch Sportler etwas nervös, da das Rennen naturgemäß ein Gradmesser für die Leistungsfähigkeit der Sportler ist und schon ein bisschen zeigt wo die „Reise“ hingeht.
Sowohl die Trainer als auch die Sportler hatten ihre Hausaufgaben gemacht: Bei den neun Starts sprangen sieben Bestzeiten heraus, ein sehr guter Start ins Wochenende.
Einen sehr starken Start hatte Franz Markutzik, der mit 4:59,74 unter der Schallmauer von 5 Minuten blieb. Auf der „langen“ 50 Meter Bahn eine besondere Leistung in diesem Alter. Franz stärkste Lage ist das Brustschwimmen und hier konnte er auch wenige Wochen zuvor den Süddeutschen Meistertitel gewinnen. Dort allerdings ohne die 2 Bahnen Schmetterling Beine, nicht gerade seine Lieblingsdisziplin und natürlich ohne die Konkurrenz aus dem Norden und aus Nordrheinwestfalen. Trotzdem liebäugelte er mit einer Medaille und war ganz in „Franz Manier“ bereit alles dafür zu tun. Die 400 Meter Kraul setzte die Konkurrenz schonmal unter Druck, Platz 1 für Franz nach dem ersten Tag.
Entscheidend aber in diesem Jahr der zweite Wettkampftag, an dem jeder Schwimmer 5 Disziplinen absolvieren musste. Als erstes 50 Meter Beine in Hauptlage. Bei Franz dominiert klar die Armkraft über die Beine und so verlor er den Punktvorsprung fast vollständig an seinen Hauptkonkurrenten aus Essen. Auf 100 Meter Brust mit 1:25,00 erneut eine großartige Bestzeit, aber doch nur ein Punkt mehr als der Gegner. Die 200 Meter Brust in 2:03,70 wieder exzellent und 20 Punkte rausgeholt. Bei mittlerweile knapp 1200 angesammelten Punkte aber alles andere als komfortabel. Denn jetzt sollte die Disziplin kommen, die das gesamte Wochenende für regen Gesprächsstoff unter Sportler und Trainern sorgte.
Erstmals bei einer Mehrkampfveranstaltung waren die 25 Meter Schmetterling Beine zu absolvieren und das gleich zweimal. Zuerst mit Startsprung in Bauchlage und anschließend mit Rückenstart in Rückenlage. Unsere Sportler mussten diese Disziplin entsprechend häufig im Training üben. Ob sie im Wettkampf gegen die Konkurrenz bestehen würden, war wegen des fehlenden Vergleichs jedoch völlig ungewiss. Offensichtlich fehlte dieser Vergleich im Vorfeld, um mit der angemessenen Ernsthaftigkeit an die Sache zu gehen. Da konnten die Trainer am Beckenrand ausflippen, wie sie wollten, es ist scheinbar unmöglich für unsere leistungssportlich schwimmenden Kinder auch nur 20 sec. Die Luft anzuhalten, um in der Bauchlagenvariante stromlinienförmig durchzuschwimmen, ohne zwischendurch bremsend den Kopf zum Atmen zu heben, und zwar häufig nicht nur einmal, sondern zwei oder dreimal. So schaffte am Ende lediglich Nele Kämper, großes Lob an dieser Stelle, die Aufgabe wie gewünscht zu erledigen.
Franz war leider schon im internen HSC-Vergleich in dieser Disziplin eher hinten anzutreffen. Wir mussten also damit rechnen, dass sich sein Minivorsprung jetzt in einen größeren Rückstand verwandeln würde. Die Zeit von 0:21,62 in 25 Schmetterling Bauchlage war dann auch eher langsam (zum Vergleich: die schnellsten Jungs seines Alters benötigten lediglich 15 Sekunden). Ein wenig deprimiert konnten wir jetzt nur auf die Leistung seines Hauptkonkurrenten warten, der 2 Läufe später dran war. Eigentlich ein Elfmeter für den Jungen aus Essen, aber wir konnten es kaum glauben, in 21,93 war Samuel K. von der SG Essen sogar noch langsamer. So viel Glück muss man erstmal haben. Auch die Rückenlage war bei beiden Sportlern mit über 23 Sekunden bescheiden. Dem Protokoll war später zu entnehmen, dass sich die Brustschwimmer mit dem Delphinkicken offensichtlich am schwersten tun, aber trotzdem nutzte ein Sportler die Gunst der Stunde schaffte es sich weit nach vorn auf Platz 2 zu schwimmen. Franz konnte aber auf Platz 1 übernachten und es lag jetzt in seiner Hand mit guten 200 Meter Lagen am Abschlusstag den Titel nach Hofheim zu holen. Und das machte er dann auch ganz souverän. In 2:44,20 ließ er die Konkurrenz hinter sich und das ganze Team von Eltern, Schwimmern und Trainern freute sich riesig über diesen deutschen Meistertitel.
Im Wasserschatten von Franz machten alle Hofheimer Schwimmer ihre Sache sehr gut. Insgesamten konnten die Schwimmer eine Quote von 76% Bestzeiten schwimmen. Ein beruhigendes Zeichen für die Trainer, dass das Training im Großen und Ganzen gut funktioniert hat.
Oskar Reimann hatte im letzten Jahr eine Silbermedaille gewonnen und leibäugelte natürlich erneut mit einem Treppchen Platz. Dementsprechend ging er voll motiviert in die 400 Meter Kraul, leider zu motiviert und vergaß dabei sein sonst sehr gut ausgeprägtes Körpergefühl und die perfekte Renneinteilung. Er verpulverte seine Energie auf den ersten 50 Metern und zahlte am Ende für das hohe Anfangstempo. Es sprang zwar in 4:57,57 eine Bestzeit heraus, aber bei den nationalen Meisterschaften kommt es natürlich auf das absolute Optimum an. Oskar machte insgesamt einen super Wettkampf und schwamm in 4 von 5 Rennen Bestzeit. Am Ende bedeutete das Platz 5 in einem sehr starken Feld. Insbesondere in dieser Alterskategorie der 11- und 12-jährigen ist durch individuelle körperliche Entwicklungen so viel Bewegung im Sport, dass Platzierungen schnell Schall und Rauch sind. Viel ratsamer ist es, sich auf das eigene Training und Fortkommen zu konzentrieren, dann kommt der Rest von allein. Aber das erklär mal einem 12-jährigen😊
Ebenso traf es Marie Mertig, die im letzten Jahr die Bronzemedaille gewann. Auch sie musste sich trotz drei neuer Bestzeiten mit dem 5ten Platz zufriedengeben. Etwas ärgerlich ihre 200 Lagen, dort fehlen Marie nur wenige hundertstel Sekunden zur sogenannten NK2 Norm, also der Kaderzugehörigkeit zur Nationalmannschaft. Dies noch zu schaffen war das erklärte Ziel und sie war auf bestem Wege dazu. Leider „linste“ sie beim Brustschwimmen mehrmals nach links und rechts, so dass der absolute Fokus auf das Ziel verloren ging. Das wurde hart bestrafft, denn am Ende fehlten lediglich 2 Zehntel zur gewünschten Zeit. Wir hoffen es war das berühmte „Lehrgeld“.
Garam Kim war diesmal auf der Schmetterlingstrecke unterwegs. Sie konnte ebenfalls schöne Bestzeiten schwimmen und am letzten Tag im begehrten Jahrgangsfinale über die 200 Meter Lagen schwimmen. Dort schwimmen die bis dato 8 Führenden die 200 Meter Lagen gegeneinander. Am Ende ein sehr guter 8ter Platz für sie.
William Klotz ist ebenso ein Spezialist fürs Schmetterlingsschwimmen. Bis auf die 100 Meter Schmetterling, die er etwas „verschlief“ feuerte er überall neue Bestzeiten raus und gewann auch die Vereinsinterne 25 Delphin Beine in Bauchlage Wertung (die Rückenlage absolvierte Marie Mertig am schnellsten). Das wurde am Ende mit dem sechsten Platz belohnt.
Jodie Philipp musste etwas zittern, war sie doch am Ende des Qualifikationszeitraumes nicht unter den 80 direkt Qualifizierten. Zum Glück meldeten aber einige nicht, so dass sie noch in das Teilnehmerfeld rutschte. Sie nutzte ihre Chance sehr gut schwamm einige schöne neue Bestzeiten. Am Ende sprang Rang 18 im Brust Mehrkampf heraus, mit besseren Delphin Beine wäre noch mehr drin gewesen.
Unsere 12 er Mädels durften sich das erste Mal auf ganz großer Bühne messen. Die Süddeutschen Meisterschaften waren für einige schon ein Vorgeschmack, aber die Deutschen sind dann nochmal eine Nummer größer.
Emma Heitmann war wie Jodie ein „Nachrücker“, aber machte ihre Sache dann ganz hervorragend. Emma hat sich die ganze Saison kontinuierlich verbessert und sich in Stuttgart mit weiteren 4 Bestzeiten belohnt. Als 20.te im Brustmehrkampf ließ sie sogar 5 Konkurrentinnen hinter sich.
Nele Kämper schaffte in der Qualifikation eine Punktlandung. Als 80te in der Rangliste war sie sicher dabei und zeigte sich im Rückenmehrkampf sehr motiviert. In allen Rückenstrecken und 400 Meter Kraul gelangen ihr Bestzeiten. Platz 23 hier am Ende für Nele.
Marlene Contzen macht gerne mal den Anschein, als müsste man sie vor dem Start wachrütteln, aber dann kann sie doch mittlerweile erheblichen Kampfgeist entwickeln. Bei den 400 Meter Kraul legte sie gleich einen fulminanten Start ins Wochenende hin und zeigte uns fast ausschließlich Bestzeiten, was am Ende zu Platz 11 im Schmetterling Mehrkampf führte.
Fazit des Wochenendes: Gold und weitere 4 Top 8 Platzierungen für den HSC, damit erfolgreichster Hessischer Verein. Super Stimmung, die Trainer haben das Tippspiel gewonnen und gezeigt wer hier immer noch mehr Ahnung hat😊, über Delphin Beine legen wir den Mantel des Schweigens. Wir freuen uns auf nächstes Jahr.